Business und Community-Spirit: Die DrupalCon Kopenhagen 2010
„Ich bin hier um Leute zu treffen und mein persönliches Netzwerk auszubauen,“ sagt Drupal-Programmierer Julien Dubois (CommerceGuys, Paris), der zum ersten Mal eine DrupalCon besucht. Neben Sessions und Codesprints stehen für den 23-jährigen vor allem die Menschen im Vordergund. „Es ist fantastisch die Gesichter aus dem Netz endlich einmal live treffen zu können.“ Auch Drupal-Consultant und Autor Hagen Graf (Frankreich) kam vor allem, um sich nach bekannten und neuen Gesichtern umzuschauen. „Ich bin schon lange dabei und finde es am interessantesten zu sehen, wen es noch gibt und wer neu dazugekommen ist“, sagt Graf, der durch zahlreiche Drupal- Fachpublikationen in der Szene bekannt ist. „Socialising ist ein zentrales Element von Drupal-Konferenzen“, meint Graf. Tagsüber werde fachlich diskutiert und nachts an der Theke auch schon mal der ein oder andere Mitarbeiter eingestellt. Auch Web Producer Robert O‘Connor (Booksellers.com, London) wollte die DrupalCon nutzen, um Verträge mit nach Hause zu bringen. „Ich bin auf der Suche nach talentierten Themern, Designern und Entwicklern mit denen wir auf Projektbasis zusammenarbeiten können.“ Der Entwicklungschef, der von seinem Vorgesetzten erstmals zur DrupalCon entsandt wurde, besucht die Konferenz auch aus strategischen Gründen. „Uns interessiert welche Geschäftsmodelle unsere Mitbewerber nutzen und wie sie mit Drupal ihr Geld verdienen.“
„Entwicklung ist notwendig“
Nicht nur auf der diesjährigen DrupalCon war der Einfluss von geschäftlichen Interessen deutlich spürbar. Ob Freelancer, mittelständische Unternehmen oder große Marktakteure wie IBM oder Accenture: immer mehr Nutzer verwenden das quelloffene CMS um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Ihre unterschiedlichen Interessen bringen die Community in Bewegung. „Die Veränderungen der Community sind Teil eines natürlichen Wachstumsprozesses“, sagt User Nummer eins Dries Buytaert (Acquia, Belgien). Für den Erfinder von Drupal ist Wachstum eine Chance: „Wir müssen offen sein und uns den Veränderungen anpassen, sonst bleiben wir stehen.“ Wie stark sich die DrupalCommunity in den vergangenen Jahren verändert hat, weiß Drupal-Trainer Bèr Kessels (Niederlande). Der IT-Experte ist seit den ersten Stunden dabei. „Unsere ersten ,DrupalCons‘ fanden in kleinen Konferenzräumen statt, in denen die Internetverbindung häufig zusammenbrach und der Pizza-Lieferant noch mit dem Fahrrad angeradelt kam.“ Bei der zweiten DrupalCon in Amsterdam habe es seiner Zeit noch weitere OpenSource Veranstaltungen gegeben, unter anderem eine Konferenz von O‘Reilly, erinnert sich der Drupal-Experte. „Nach und nach kamen die O‘Reilly-Jungs zu uns rüber, weil es bei Drupal viel spannender war.“ Dieses familiäre „Jeder-kennt-jeden“-Gefühl verschwinde mit der zunehmenden Verbreitung von Drupal, bedauert Kessels. Allerdings seien die Veranstaltungen mit zunehmender Größe nunmehr inhaltlich und technisch weitaus professioneller.
Eine Frage der Location
Symbolisch für die Veränderung in der Community ist die Größe und Ausstattung der Location einer DrupalCon. „Früher reichten Räume für 30 bis 40 Leute, die bekam man meistens umsonst über eine Universität“, erzählt der Event-Manager der Drupal Association, Cary Gordon (Cherry Hill Company, California). Mit Teilnehmerzahlen wie aktuell 1 200 oder 3 000 in San Francisco (USA, 2010) sei die Suche nach einer geeigneten Location inzwischen eine der größten Herausforderungen für die Organisatoren. Das bestätigt der Kopenhagener Team-Leader Morten Birch Heide-Jørgensen: „Unser Ziel war es, die Community durch geeignete Rahmenbedingungen an einem zentralen Punkt zusammen zu bringen“, erklärt der WebDesigner, der seinen Arbeitseinsatz für die Organisation der DrupalCon auf 800 bis 1000 Arbeitsstunden einschätzt. Nach langem Hin-und Her habe man auf das außerhalb gelegene Bella Center ausweichen müssen, da die ursprünglich geplante zentrale Location nicht finanzierbar war. Um das Location-Problem zu lösen, planen die Organisatoren der DrupalCon 2011 in Chicago (USA) ein alternatives Modell. Organisatorin Tiffany Farris verrät auf der DrupalCon in Kopenhagen: „Wir konzentrieren alles auf einem Fleck und kapern für unsere Teilnehmer ein komplettes Hotel“.
Plattform für Austausch und Inspiration
Wie wichtig das persönliche Zusammentreffen der Community ist weiß Drupal-Pionier Dries Buytaert: Konferenzen wie die DrupalCon seien ein wichtiges Standbein der Community, um aus der Anonymität herauszutreten und die Menschen hinter den Nicknames kennen zu lernen, so der Drupal-Gründer.“Ohne Konferenzen könnten wir nicht zusammenarbeiten.“ Dieser Ansicht ist auch der Infrastructure Manager der Drupal Association, Gerhard Killesreiter (Freiburg). Ebenso wichtig wie internationale DrupalCons seien Aktivitäten in Usergroups, Drupalcamps und Codesprints, fügt der Drupal-Consultant hinzu. Denn hier finde Innovation statt, würden Ideen geboren und aktiv weiterentwickelt. „Der Drupal-Funke entsteht lokal“, ist Killesreiter überzeugt. Bei Web Producer Robert O‘Connor scheint der Drupal-Funke bereits nach dieser ersten DrupalCon übergesprungen zu sein: „Sobald ich wieder in London bin trete ich der lokalen Usergroup bei“, erklärt der frischgebackene Drupaler vor seiner Heimreise.
Ein persönliches Fazit
Meine allererste DrupalCon. Das waren vor allem eine abenteuerliche Anreise. Eine noch abenteuerlichere Abreise. Und zwischen drin unzählige interessante Gespräche mit vielen großartigen Menschen über Gott, die Welt und Drupal. Trotz der übersichtlichen Essenrationen und dem dafür umso unübersichtlicheren dänischen Preisgefüge, konnte man mit ein wenig Improvisation relativ preiswert über die Runden kommen. (Wobei „preiswert“ dennoch ein recht dehnbarer Begriff ist ;) )
Für mich war die DrupalCon in Kopenhagen ein großartiges Erlebnis und eine einmalige Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde. Deshalb geht mein aufrichtiger Dank an erdfisch und die Drupal-Initiative, die dieses Abenteuer für mich möglich gemacht haben. Und ich danke allen, die Ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Ansichten mit mir geteilt haben und mir die Möglichkeit geben, dies alles in Worte zu verpacken!
Und ganz zum Schluss: hier noch ein paar Zahlen, die die Veranstalter gesammelt haben:
Insgesamt 5000 Flaschen des selbst gebrauten Drupal- Biers „AwesomeSauce“, 2 Flaschen Jack Daniels und 1 Flasche Jägermeister gingen laut Veranstalter in der „FooBar“ über die Theke. „Ich habe keine Ahnung wie viele Leute in der Bar getrunken haben“, sagt Organisator Morten Birch Heide-Jørgensen. „Aber sie waren glücklich“. Und Szeget-Organisator Gàbor Hojtsy (Ungarn) kommentiert: „Wir Drupaler haben eine Tendenz mächtig zu feiern.“
Beitrag von Ramona Fischer
Mit freundlicher Genehmigung von erdfisch. (Quelle)
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