Die GPL oder: eigenes Projekt gegen Vervielfältigung schützen
am 25.03.2015 - 09:56 Uhr in
Ich frage mich, wie ich ein sehr aufwändig entwickeltes Drupal-Projekt gegen Vervielfältigung schützen kann und finde weder ein Modul noch andere Ansätze.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Kunde vollen Zugang hat (mysql und ftp) und im Grunde nur ein Backup der DB und der Dateien ziehen müsste, um das Projekt weiter zu geben oder anderweitig einzusetzen.
Problem Nummer 2: ich kann nicht mit php programmieren, um mir da selber etwas zu entwickeln.
Da man dem Kunden ein Backup nicht verbieten kann, habe ich mir zwei Dinge überlegt:
1. Mein Projekt "telefoniert" nach Hause und informiert mich über gewisse Aktionen (z.B. neuer User hat sich registriert), über den Domainnamen kann ich dann prüfen, ob derjenige berechtigt ist. Gibt es da ein Modul, dass das auch macht, wenn ich selber keinen Account in der Installation habe?
2. Da ich das Projekt beim Kunden installiere, habe ich die Möglichkeit, seine Daten in der Datenbank abzulegen, die dann auf jeder Seite für den Enduser angezeigt werden (das behindert dann zumindest den professionellen unberechtigten Einsatz). Aber wie verhindere ich, dass man meinen Account übernimmt und diese Daten entfernt oder mit phpmyadmin rumgepfuscht wird?
Ich will nicht paranoid rüberkommen, aber ich habe da viel Arbeit reingesteckt. 100%igen Schutz wird es nicht geben, das ist klar, aber einem "Hacker" das Leben erschweren würde ich schon gerne.
Habt ihr irgendwelche guten Ideen? Wie macht ihr das? Oder vertraut ihr einfach darauf, dass euer Projekt nicht weitergegeben wird?
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Ich frag mich ja jetzt
am 25.03.2015 - 13:14 Uhr
Ich frag mich ja jetzt irgendwie, was für ein komische Geschäftsmodell Du da so betreibst?
Natürlich liegen dem Kunden für SEIN Projekt volle Zugangsdaten vor - schon allein zu seiner eigenen Absicherung, sollte ich oder meine Firma mal nicht mehr sein. Wenn ich mit dem Kunden im Anschluss einen Wartungsvertrag habe - gut. Wenn einer der Beteiligten den irgendwann kündigt und der Kunde zu einem anderen Dienstleister wechselt, dann ist das eben so.
Ein mit viel Aufwand maßgeschneidertes Kundenprojekt ist doch eben im Normalfall genau auf den Kunden zugeschnitten und somit wohl kaum 1:1 übertragbar.
Und warum sollte der Kunde das Projekt jetzt duplizieren/weitergeben wollen? Passt so eine Aktion zu seinem Geschäft? Also, wer dementsprechende "kriminelle Energie" hat, der wird wohl auch jemanden bei der Hand haben oder organisieren können, der Deine "Schutzmaßnahmen" wieder aushebelt.
Im Normalfall sollte es aber doch so sein: Du hast das Projekt erstellt, wurdest dafür bezahlt und ansonsten kann es Dir wurst sein, was der Kunde damit anstellt.
Vergiss bitte auch nicht, dass Du selbst(!) bei der Nutzung von Drupal in nicht unerheblichem Maße von einer Leistung der Open Source Community profitiert hast, für die Du nichts zahlen musstest!
Ansonsten ist die GPL (nicht) Deine Freundin, siehe hierzu z.B. https://www.drupal.org/licensing/faq#q8 und entsprechend weiterführende Links!
Merke: Die GPL bezieht sich auf den Code, wenn Du z.B. eigene Module geschrieben hast. Allerdings nicht auf die Daten, wenn z.B. 'ne Million Shopartikel in die Datenbank geklöppelt wurden.
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Schade, dass du dich anhand
am 25.03.2015 - 13:32 Uhr
Schade, dass du dich anhand von Annahmen zu so einem Beitrag bemüßigt fühlst, der nichts mit dem Thema zu tun hat und leider auch in keiner Weise hilfreich ist.
Verkauft Microsoft eine Officelizenz an einen Kunden und lässt den dann munter Raubkopien verteilen/verkaufen? Hat MS also auch ein "komisches" Geschäftsmodell? Nein, natürlich nicht, die schützen ihre Entwicklung. Bei meinem Projekt handelt es sich auch nicht um ein maßgeschneidertes Kundenprojekt, in das der Kunde selber viel Zeit, Geld und Know-How gesteckt hat.
Mit der GPL hat das alles auch nichts zu tun, denn sonst dürfte man ja kein einziges Drupal-Projekt verkaufen bzw. gegen Geld erstellen.
hoerbie, das sollte möglichst
am 25.03.2015 - 14:03 Uhr
hoerbie, das sollte möglichst in deinen Auftragsbedingungen / AGB enthalten und vom Kunden unterschrieben sein, das diese Entwicklung nur für eine Domain oder Firma (Domain, Firma kann sich ja auch ändern...) entwickelt wird und nicht zum Weiterverkauf bestimmt ist.
Verhindern kannst du es so nicht, wie oben beschrieben ist Open Source eben frei, wenn dein Kunde 3 Module rauswirft und 2 neue installiert, ist es meiner Meinung nach schon wieder eine eigene Weiterentwicklung und das steht ihm frei.
Es ist müßig sich dazu Gedanken zu machen, wenn der Preis stimmt sollte es dir egal sein was er damit macht.
Ich habe eine Regelung mit einigen Kunden, das deren Pakete auf meinem Managded Server gehostet werden und per DNS Weiterleitung (Domainhaber ist der Kunde) auf meinen Server verweisen. Die Kunden haben keinen Admin Zugang und nutzen die Installation, dafür war die Erstellung günstiger. Bei kompletter Übernahme der DB und FTP Daten wird dann ein weiterer Übernahmepreis fällig, also die Differenz zum eigentlichen Preis.
Dafür haben die Kunden eine wertvollere Installation, können diese aber nicht kopieren und weiter verkaufen oder sie zahlen den Originalpreis, dann ist es mir egal. Genau so habe ich es denen auch erklärt und das wurde gern akzeptiert.
Nicht jeder Kunde eignet sich für so ein Model, wenn du glaubst das jemand von vornherein eine Entwicklung verschleudern will, lehne den Auftrag ab.
Du kannst natürlich auch Vermerke in sonstwas für Dateien verstecken, aber was erreichst du damit? In der Zeit in der du einen ehemaligen Kunden verklagst ist schon Drupal 9 auf dem Markt und die Installation veraltet.
Grüße Jenna
hoerbie schrieb Mit der GPL
am 25.03.2015 - 14:11 Uhr
Mit der GPL hat das alles auch nichts zu tun, denn sonst dürfte man ja kein einziges Drupal-Projekt verkaufen bzw. gegen Geld erstellen.
No. The GPL requires that if you make a derivative work of Drupal and distribute it to someone else, you must provide that person with the source code under the terms of the GPL so that they may modify and redistribute it under the terms of the GPL as well.
Das sollte eigentlich klar und unmissverständlich sein. Verkaufen ja, aber unter den Bedingungen, dass der Käufer den Code wiederum weiterverkaufen kann.
Microsoft stellt sein Office von vornherein unter eine ganz andere Lizenz.
Drupal Freelancer im Rheinland gesucht?
Hallo Jenna! Danke für die
am 25.03.2015 - 14:19 Uhr
Hallo Jenna!
Danke für die Antwort, es so pragmatisch zu sehen ist wahrscheinlich der bessere Weg. Mir geht es noch nichtmal um die echten Kunden, die das Projekt selber nutzen, die werden das höchstwahrscheinlich nicht kopieren, mir macht der Betrüger, der die "App" kauft und dann relativ problemlos im eigenen Namen vervielfältigt und weiter verkauft, Sorgen. Evtl. mache ich mir da aber auch zu viele Gedanken.
Den Zugang zum Backend einzuschränken ist auch eine Idee, die ich mal weiter verfolgen werde.
Zitat: Verkaufen ja, aber
am 25.03.2015 - 14:30 Uhr
Verkaufen ja, aber unter den Bedingungen, dass der Käufer den Code wiederum weiterverkaufen kann.
Du meinst also, ich dürfte mir ein Drupal-Theme von Themeforest kaufen, daran etwas verändern und es dann im eigenen Namen weiter verkaufen?
In der Regel stehen die
am 25.03.2015 - 14:41 Uhr
In der Regel stehen die Themeforest-Templates nicht unter einer "Open Source"-Lizenz: http://themeforest.net/licenses/terms/regular
bv schriebIn der Regel
am 25.03.2015 - 14:45 Uhr
In der Regel stehen die Themeforest-Templates nicht unter einer "Open Source"-Lizenz: http://themeforest.net/licenses/terms/regular
In der Drupal FAQ zur Lizenz steht aber:
9: Is it permitted for me to sell Drupal or a Drupal module or a Drupal theme?
Yes. However, you must distribute it under the GPL version 2 or later, so those you sell it to must be allowed to modify and redistribute it as well. See questions 6 and 7 above.
Und wenn die Designer, die bei Themeforest verkaufen, ihre Themes nicht unter GPL lizenzieren, warum müsste ich das dann mit meinem Projekt tun? Alles sehr verwirrend.
Themeforest kann doch mit
am 25.03.2015 - 14:55 Uhr
Themeforest kann doch mit seinen Themes machen was es will und Drupal auch. :) Und wenn Du mit beiden Dingen für Deinen Kunden ein Projekt umsetzt, behält das Theme-Forest-Theme und Drupal natürlich die entsprechende Lizenz, egal was Du damit gemacht hast...
Bin ich denn gezwungen, mein
am 25.03.2015 - 15:06 Uhr
Bin ich denn gezwungen, mein Drupal Projekt unter GPL zu verkaufen? Ich bin immer noch der Meinung: nein.
Wie schon beschrieben: Drupal
am 25.03.2015 - 15:12 Uhr
Wie schon beschrieben: Drupal bleibt GPL, egal was Du damit machst. In der Regel verkaufen die Drupal-Dienstleister aber auch nicht Drupal, sondern Ihre Leistungen drumherum - also die Programmier-, Konfigurationsarbeiten usw.
Ich verkaufe ja auch nicht
am 25.03.2015 - 15:14 Uhr
Ich verkaufe ja auch nicht Drupal, sondern das fertige Projekt.
Obwohl, wenn ich jetzt länger
am 25.03.2015 - 15:23 Uhr
Obwohl, wenn ich jetzt länger darüber nachdenke, müsste ein Themeforest-Theme - sobald man es für Drupal anpasst - auch unter GPL stehen...
[EDIT:] https://www.drupal.org/licensing/faq#q8
Wäre ja mal interessant
am 25.03.2015 - 16:18 Uhr
Wäre ja mal interessant rauszufinden.
Nehmen wir mal an, ich müsste meine "App" auch unter GPL lizenzieren, muss ich dem Kunden dann vollen Zugriff auf die Datenbank und das Backend gewähren?
Und wie ist das mit GIMP? Müsste nicht alles, was man mit GIMP bearbeitet, auch unter GPL fallen?
Das Produkt von Gimp, das Du
am 25.03.2015 - 16:46 Uhr
Das Produkt von Gimp, das Du also mit Gimp erstellst, hat nichts mit Gimp zu tun! Genauso wenig die Bilder, die Du bei themeforest mitkaufst. Solltest du also CSS oder js aus einem Template kopieren und verwenden, können die nichts machen. Aber die verwendeten Bilder des themes sind schon wieder so ein Ding.
Wenn Du ein Produkt mit drupal entwickelst, so entwickelst Du eine Funktionsabfolge. Es kommt was irgendwie rein und wieder raus. Diesen Ablauf verkaufst Du als Produkt mit dem Werkzeug drupal. Die Änderungen, die Du in drupal entwickelst, kannst Du nur dann schützen wenn Du Teile des Codes extern hostest. Bspw. Du schreibst eine Klasse auf Deinem Server und greifst auf diese über eine URI zu. Somit wäre dies geschützt.
Oder Du hast einen PW geschützten folder und gibst das gecryptete PW in der DB mit. Wäre auch denkbar.
Aber die GPL, der Du durch Nutzung unterliegst, will das nicht.
Das sind unterschiedliche Philosophien,
am 26.03.2015 - 10:16 Uhr
die man nicht zusammen bekommt.
Open Source bedeutet, dass das Ergebnis der geistigen Arbeit offen ist, und natürlich von jedem, der dazu fähig ist, benutzt werden kann.
Hier macht der Support den Unterschied. Du verkaufst kein Produkt, sondern eine Dienstleistung, die darin besteht, den Bussinesprozess in einen Programmablauf zu bringen, entsprechend zu beraten, und ggf. Code ergänzen, und die Anwendung zu unterstützen.
Bei closed Source kannst du ein gekapseltes Produkt verkaufen. Ob die dann Support leistest, oder nicht, spielt dabei keine Rolle.
Closed source ist besonders gut geeignet, wenn es daraum geht ein massenhaft vorhandenes Bedürfnis zu stillen, und eine kopierfähige Generallösung zu schaffen, die jedem User ohne Beratungsleistung nützlich ist.
Die meisten Anwendungen erfordern jedoch ein gewisses Maß an Beratung und Unterstützung bei der Implementierung und ggf. sogar im laufenden Betrieb.
Da spielt das Produkt nur eine untergeordnete Rolle.
Hier sind die Stärken von open Source.
Abgesehen davon, dass ein Produkt, das auf offenen Quellen beruht, auch von späteren Dienstleistern übernommen werden kann, wenn diese sich in die Philosophie und Architektur der Lösung eingearbeitet haben.
Grüße
Ronald
Das ist eine interessante
am 26.03.2015 - 11:51 Uhr
Das ist eine interessante Diskussion geworden, wenn auch in einer anderen Richtung als vorgesehen, daher habe ich den Titel angepasst.